Mama-Auszeit trotz Schuldgefühlen? Warum Selbstfürsorge kein Egoismus ist

Strohhut, Zitrone und San Pellegrino in einem Strandkorb – Symbolbild für Selbstfürsorge, Sommer und eine Mama-Auszeit

Kennst du diese stille Sehnsucht nach einer Pause – und gleichzeitig das nagende Gefühl, dich dafür rechtfertigen zu müssen?
In meinen Coachings erlebe ich oft, wie schwer es Frauen fällt, sich selbst Raum zu geben – selbst dann, wenn der Wunsch längst da ist.
Oft liegt das gar nicht nur an uns selbst. Sondern an leisen, vererbten Bildern, die wir mit uns tragen: Von Mutterschaft. Von Aufopferung. Von dem, was sich angeblich „gehört“.

In diesem Artikel erzähle ich dir, warum es so schwer sein kann, gut für sich zu sorgen – und warum es sich trotzdem lohnt, diesen Schritt zu wagen.


Mama-Auszeit und die Frage: Darf ich das wirklich?

„Noch fünf Mal schlafen, dann fliegt meine Mama alleine in den Urlaub“, erzählt meine Tochter stolz am Kindergartenzaun. Ich höre ihre Stimme, sehe ihr Lächeln – und spüre einen kleinen Stich im Herzen.

Ein Bild taucht auf: meine Oma.
Ich frage mich, was sie wohl denken würde.
Was sie sagen würde, wenn sie wüsste, dass ich mir das erlaube: eine Woche Auszeit. Nur für mich.
Keine Dienstreise. Kein Bildungsurlaub. Einfach nur Ich. Auf Sardinien.

Vielleicht würde sie nichts sagen – aber ihr Blick, ihre Haltung, ihr Schweigen hätten eine klare Botschaft:
Eine Mutter, die allein verreist – einfach nur so?
Das hätte in ihrer Welt keinen Platz gehabt.

Warum Selbstfürsorge bei vielen Frauen Schuld auslöst

Ich bin trotzdem geflogen. Mit gepacktem Koffer, einem Kloß im Hals und einer ordentlichen Portion Schuld im Handgepäck.

Der erste Morgen auf Sardinien fühlt sich merkwürdig an.
Die Sonne wärmt mein Gesicht, ein leichter Wind streicht durch die Olivenbäume – und doch begleitet mich ein unterschwelliges Gefühl von Verrat.

Denn in mir wohnt ein altes, leises Bild:
Von einer starken Frau, die immer gibt.
Immer da ist für andere.
Ein Bild von Fürsorge, das über Generationen weitergegeben wurde.

Was wir über Generationen hinweg verinnerlicht haben

Als systemische Coachin weiß ich: Unsere inneren Haltungen entstehen nicht im luftleeren Raum.

Wenn Frauen in deinem Familiensystem erlebt haben,
– dass Zeit nur „verdient“ ist,
– dass Selbstfürsorge etwas für Schwächere
ist,
– oder dass Arbeit wichtiger ist als
persönliches Wohlergehen,
dann tragen wir diese Botschaften in uns weiter – oft unbewusst. Wie ein inneres Echo.
Sie sagen: Nur wenn du funktionierst, bist du wertvoll. Nur wenn du leistest, wirst du gesehen.

Zwischen Bindung und Autonomie: der innere Konflikt

Viele Frauen, die zu mir ins Coaching kommen, erleben einen tiefen inneren Zwiespalt. Sie wollen für andere da sein, sich kümmern – und gleichzeitig endlich wieder bei sich selbst ankommen (und manchmal alles hinschmeißen).

Dieser Konflikt hat eine tiefere Wurzel:
Wir alle tragen zwei Grundbedürfnisse in uns – nach Bindung und nach Autonomie. Beides gehört zu einem gesunden Leben dazu.

Doch ob wir eine gute Balance zwischen Autonomie und Bindung leben können - in unseren Beziehung als Erwachsene, als Mütter und Partner*innen - hängt von vielen Faktoren ab: familiäre Prägungen, Muster, Glaubenssätze.
Wie wurde es dir in deinem Elternhaus vorgelebt? Was hast du übernommen und was wolltest du später einmal anders machen als Mama und Papa? Wie autonom durftest du sein?

Wenn wir heute zögern, uns Freiraum oder eine Mama-Auszeit zu nehmen,
spiegelt das manchmal genau diese alten Muster wider.

Deshalb lohnt es sich, liebevoll hinzusehen –
und zu spüren: Was davon trifft heute noch zu und ist mir dienlich? Und was möchte ich heute anders leben?

Selbstfürsorge ist nicht egoistisch – sie ist vorbildlich

Ich weiß, wie schwer es sein kann, sich als Mutter eine Auszeit zu erlauben.
Gerade wenn das Bild von einer „guten Mutter“ eng mit Aufopferung verknüpft ist.

Manchmal hilft ein Perspektivenwechsel:
Wenn deine Tochter eines Tages Mutter wird – was wünschst du dir dann für sie?
Dass sie sich aufreibt?
Sich selbst vergisst?
Oder dass sie lernt, gut für sich zu sorgen – mit Freude und ohne schlechtes Gewissen? Und Care-Arbeit teilen und abgeben kann?

Vielleicht ist es Zeit, auch dir selbst zu erlauben, was du dir von Herzen für deine Kinder wünschst.

Einladung zu Slow Work: Was wirklich wichtig ist

Für mich war diese Reise nach Sardinien symbolisch eine Reise zu mir selbst:
Eine Einladung, das Tempo zu hinterfragen, das ich mir selbst auferlege.

Slow Work heißt nicht: nichts tun.
Es heißt: bewusst spüren, was gerade wirklich wichtig ist. Und den Mut zu haben, danach zu handeln.

Manchmal beginnt sinnerfülltes Arbeiten damit, dass wir uns selbst wieder zuhören – bevor wir funktionieren.

Wie du dir selbst wieder näher kommst

Ich mag dir einen kleinen Impuls mitgeben:

Wenn du spürst, dass du dich selbst aus dem Blick verloren hast – im Sorgen, im Funktionieren, im Immer-da-sein – dann darf es jetzt um dich gehen. Darum, wieder in Kontakt zu kommen mit dem, was dich nährt, stärkt und trägt.

Vielleicht ist es eine Stunde nur für dich.
Vielleicht ein Vormittag im Café.
Vielleicht ein erster Gedanke, den du aufs Papier schreibst.

Es muss nicht gleich der große Gongschlag sein. Es darf auch ein leiser Ton sein, der den Wandel einläutet.

Und wenn eine Stimme in dir sagt: „Ich darf das nicht. Das geht bei mir nicht.“ – dann lohnt es sich, ihr zuzuhören.
Nicht um sie zu übergehen, sondern um zu verstehen, woher sie kommt – und was sie dir sagen will.


Und wenn du dir dabei Begleitung wünschst, bin ich gern an deiner Seite.

Im systemischen Coaching schaffen wir gemeinsam einen Raum,
in dem du erkennen kannst, was dich zurückhält –
und was du brauchst, um gut für dich zu sorgen.
Nicht irgendwann. Sondern jetzt.

Übrigens: Wenn du merkst, dass das Thema Selbstfürsorge auch eure Beziehung belastet – weil Aufgabenverteilung, Rollenbilder oder unterschiedliche Bedürfnisse euch herausfordern –
dann begleite ich euch gerne als Paar in genau solchen Fragen.

📩 Schreib mir gerne an: hallo@julianafrank.com
Oder wirf einen Blick auf mein Angebot für Frauen und Paare:
👉 Systemisches Coaching für Frauen
👉 Systemische Paarberatung

 

Hey, ich bin Juliana Frank

Systemische Coachin für sinnerfülltes Arbeiten & Paarberaterin

Ich begleite Frauen, die spüren, dass sie so nicht weitermachen wollen – die sich nach einer Arbeit sehnen, die sie wirklich erfüllt. Und ich begleite Paare, bei denen genau diese beruflichen Themen zur Belastung werden und sich ins Miteinander mischen - gerade dann, wenn Arbeit und Familie zusammenkommen und alles komplexer wird.

Als Systemikerin arbeite ich mit Blick aufs Ganze: auf das, was im Hintergrund wirkt – familiär, gesellschaftlich, biografisch – und darauf, wie es unsere Art zu arbeiten, zu leben und zu lieben beeinflusst.

Ich glaube daran, dass sich Arbeit verändern darf. Und Beziehungen auch. Und ich begleite Menschen genau da, wo Neues entstehen will – ehrlich, einfühlsam und mit systemischer Klarheit.

 

Hier findest du Literatur zum Weiterlesen und Vertiefen:

  • Alan Sroufe: Der Weg zur eigenen Persönlichkeit. Wie Bindungserfahrungen uns lebenslang prägen.

  • Sandra Konrad: Das bleibt in der Familie. Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten.

  • Verena König: Trauma und Beziehungen. Wie wir die immergleichen Bindungsmuster hinter uns lassen.

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Was wir von einem Schaf über unsere Arbeit lernen können – Probier’s mal mit Slow Work